Mischpult der Emotionen

Man muss weder DJ noch Technikfreak sein, um sein Mischpult der Emotionen bedienen zu können. Worauf es bei der Nutzung ankommt? Sie sollte reflektiert sein. Will heißen: Wer das Mixen mit seinem Mischpult moderat und angemessen drauf hat, kann bestimmte Muster sowohl im eigenen Gefühlsleben als auch in den eigenen Reaktionen erkennen  – und ganz wichtig: auch bei anderen Menschen wie Mitarbeitern und Kollegen. Ein solcher Mischpult-User ist emotional intelligent – die Grundvoraussetzung, um sämtliche Knöpfe des Geräts reflexiv zu drücken.

Gefühle werden von ihm also reflektiert geäußert. Sie stehen im Bezug zu bestimmten persönlichen Werten und Wahrnehmungen. Auf diese Weise äußern sich die Emotionen des kompetenten „Mischpult der Emotionen“-Meisters weder im Affekt und impulsiv noch werden sie seinerseits kontrolliert oder gar unterdrückt.

Reflexive Emotionalität versus Wutausbruch & Co.

Man stelle sich zum Beispiel eine typische Chef-Mitarbeiter-Situation vor: Nach einem folgenschweren Fehler durch den Mitarbeiter rastet der Vorgesetzte völlig aus und macht den Kollegen regelrecht „zur Sau“. Dieser Chef ist in Sachen Emotionen ein affektiv-impulsiver Typ. In seinem Erleben fokussiert er sich nämlich komplett auf den begangenen Fehler, die Emotion selbst ist gar nicht präsent bei ihm. Deshalb geht seine Gefühlsäußerung, also die Wut auf den Mitarbeiter, auch unmittelbar mit dem Bekanntwerden des Fehlers einher. Ein solcher Chef hat das „Mischpult der Emotionen“ nicht unter Kontrolle, sondern ganz im Gegenteil, lässt sich von dem Ding den Sound vorgeben.

Wäre der Vorgesetzte jedoch ein reflexiv emotional handelnder Chef, hätte er der Situation angemessen reagiert, das Mischpult in der Hand gehabt und eigenständig gesteuert, anstatt sich von ihm zum Wutausbruch hinreißen zu lassen. Er wäre in etwa so vorgegangen, wie das folgende Schaubild veranschaulicht:

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Klar – auch ihm wäre der Fehler des Mitarbeiters mit Sicherheit sauer aufgestoßen und wäre als Führungskraft verärgert. Er hätte aber weitergedacht und überlegt, wie es dazu kommen konnte. War der Mitarbeiter besonderem Stress ausgesetzt, wie Zeitdruck oder einer für ihn besonders großen Herausforderung? Waren eventuell äußere Umstände maßgeblich am Fehler beteiligt? Konnte der Mitarbeiter vielleicht gar nicht anders handeln, weil die Aufgabe oder Teile davon sich als nicht kompatibel zu seinen Werten und Normen gezeigt haben? Diese Reflexive Einstellung des Chefs lässt ihn das Gefühl in seinem Bezug zu bedürfnisrelevanten Wertmaßstäben des Mitarbeiters und dessen Wahrnehmung erleben. Auf diese Weise äußert er seine Gefühle möglichst moderat und situationsgerecht.

Reifegrade von Emotionalität erkennen

Übrigens gibt es noch einen dritten Reifegrad von Emotionalität, den ein Chef an den Tag legen könnte. Führungskräfte, die sich selbst gegenüber „repressiv“ statt „reflexiv“ eingestellt sind nämlich, versuchen stets ihre erlebten Emotionen zu kontrollieren und unterdrücken. Den Mitarbeiter-Fehler würde er zwar absolut nicht gutheißen und im Inneren verärgert darüber sein, anderen Menschen gegenüber seinen Emotionen freien Lauf lassen, stände nicht zur Debatte. Im Fokus bei solchen repressiv agierenden Chefs ist, Emotionen nicht nach außen hin zu zeigen. Die Devise lautet: Bloß nicht das Gesicht verlieren.

Es ist mit Sicherheit eine immense Aufgabe für Führungskräfte, im Berufsleben das richtige Maß an Gefühlsäußerungen zu finden und das „Mischpult der Emotionen“ situationsgerecht zu bedienen. Um erfolgreich die Chefrolle auszuführen ist das aber unverzichtbar. Nur, wer den Reifegrad einer Reflexiven Einstellung zu Emotionen erlangt hat, wird auch in unsicheren, risikobehafteten und komplexen Situationen oder Krisen, wie jetzt in den Corona-Zeiten, erfolgreich führen; zum einen sich selbst, zum anderen seine Mitarbeiter.

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