Lebenslandkarte

„In meinem Leben läuft gerade alles schief“, „Ich fühle mich irgendwie unwohl mit der Gesamtsituation“, „Bei mir läuft aber auch gar nichts“ … – Als Coach begegnen uns solche Sätze ganz häufig, denen allen gemeinsam ist: Sie sind unkonkret und im Grunde noch keine richtigen Anliegen, deutlich wird nur, dass irgendwas im Argen liegt und einer Veränderung bedarf. Um als Coach zu verstehen, wo genau der Schuh drückt und wie er passend gemacht werden könnte, hat sich das Tool der Lebenslandkarte bewährt. Es zeigt die wichtigsten Lebensbereiche des Coachees auf, hilft Wünsche und Emotionen freizulegen und somit auf das eigentliche ganz individuell gestrickte Anliegen zu kommen. Ist dies formuliert, lassen sich anschließend Entwicklungsziele hin zum Wunschbild festlegen.

Doch wie vorgehen? Am besten klappt das in puncto Lebenslandkarte in zwei Schritten:
In Stepp eins wird der IST-Zustand der Gesamtsituation des Coachees analysiert. Dazu notiert er alle seine derzeitigen Lebensbereiche auf separate Moderationskärtchen. Das können typischerweise solche wie Arbeit, Familie, Partnerschaft, Gesundheit und Hobby sein, aber auch so etwas wie ein Hausbau, der einen gerade stark beansprucht oder die Pflege eines Angehörigen. Als Coach unterstützen wir dabei, möglichst umfassend die wichtigsten Themen und Gefühle zu erfassen, indem wir zirkulär nach allen genannten Lebensbereichen fragen.
Jetzt heißt es für den Coachee die Lebensbereichskärtchen ihrer Bedeutsamkeit nach auf dem Boden zu verteilen. Sprich: Jede Karte sollte analog zu dem, wie wichtig der Lebensbereich für den Coachee ist, einer ebenso großen Fläche zugeordnet werden. Sind die Karten platziert, schreitet der Coachee jeden Bereich nochmal ab. Dafür sollten wir ihm ausreichend Zeit geben, da nur ohne Druck auftauchende Emotionen auch wahrgenommen werden können.

Eine Lebenslandkarte für mehr Klarheit

Die auf die beschriebene Art entstandene Lebensbereichslandkarte wird anschließend vom Coachee mit farbigen Stiften auf Papier gezeichnet und mit den entdeckten Gefühlen ergänzt. Außerdem kennzeichnet er jeden Lebensbereich durch ein Symbol, das die ungefähr geschätzte Zeit und Energie, die der Coachee aufwenden müsste, darstellt. Es folgt eine Bewertung des jeweiligen Outputs: „Wie weit bringt der Zeit- und Energieaufwand den gewünschten Nutzen oder Sinn bzw. das gewünschte Ergebnis?“ Je nachdem, ob die Antwort positiv oder negativ ausfällt, kann die Bewertung durch lachende Smileys oder Blitze kenntlich gemacht werden.

Die Wunschlandkarte visualisieren

In Stepp zwei entwickelt unser Coachee sein Wunsch-Szenario. Wir fragen „Wie würde Ihre Lebenslandkarte aussehen, die ausschließlich mit Smileys bestückt ist?“. Genau wie bei der Landkarte der IST-Situation wird die Wunschlandkarte mithilfe von Moderationskärtchen durch Abgehen des Raums erarbeitet. Es können Bereiche wegfallen oder hinzukommen; die Größe der Bereiche wird sich vermutlich verändern. Sobald sich der Coachee mit allen aufgezeigten Bereichen wohlfühlt, geht er diese nochmal ab, nimmt die aufstrebenden Emotionen wahr und versichert sich, dass diese stimmig sind.

Auch die Landkarte der Wünsche überträgt der Coachee auf Papier, sollte es nötig sein, den Raum zwischendurch nochmals abzugehen, ist das völlig in Ordnung. Selbst wenn das Coaching für eine Reflexionspause unterbrochen wird, können anschließend weitere wichtige Aspekte für seine Wunschbereiche der Landkarte hinzugefügt werden.

Veränderungen veranschaulichen – Vergleich von Ist und Wunsch

Dann wird es spannend. Welche Lebensbereiche haben sich auf der Wunschlandkarte verglichen mit der Karte des IST-Zustands verändert? Und welche dieser veränderten Bereiche sind in ihrem Change am leichtesten umzusetzen? Der Lebensbereich, in dem der Wandel am schnellsten erreichbar scheint, wird als Erstes anvisiert. Die Reihenfolge der anderen Entwicklungsbereiche priorisiert der Coachee
nach eigenem Gusto.

Der zuerst gewählte Lebensbereich wird nun genauer betrachtet. Der Coachee reflektiert – unterstützt durch unsere Fragen als Coach – wie der Prozess vom Ist- zum Wunschbild aussehen könnte. Aus diesen Ideen entspringen dann einzelne Umsetzungsaufgaben, die sich der Coachee durch seine gewonnenen Erkenntnisse erarbeitet.

Natürlich sollen die anderen Lebensbereiche, in denen sich etwas ändern muss, ebenfalls bearbeitet werden. Sinnvoll ist es dafür immer eine separate Coaching-Sitzung zu nutzen und unbedingt für jeden angestrebten Veränderungsbereich Entwicklungsziele festzulegen. Es wäre doch gelacht, wenn unser Coachee nicht am Ende resümieren würde „Mit meiner Gesamtsituation bin ich doch recht zufrieden“.

Tipp: Weitere Tools zum Thema Anliegen- und Kontextexploration finden sich in unserer Tool-Box.

 



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