Wenn sich ein Kollege zum Chef mausert, schrillen im Team erstmal die Alarmglocken – was, der soll uns führen? Die aus der Kollegenschaft neu besetze Rolle als Führungskraft führt zu Trouble im Team – dabei hat der „Neue“ als plötzlicher Chef sein ganz eigenes Päckchen damit zu tragen, seiner Position gerecht zu werden.
Aufgestiegen aus der bisherigen Kollegenschaft, können es einem die einst Verbündeten ganz schön schwer machen. „Der Müller soll uns jetzt also sagen, wo es lang geht, oder wie?“, „Hält sich jetzt bestimmt für etwas Besseres …“, „Da müssen wir wohl aufpassen, was wir dem Müller gegenüber sagen“, raunt es aus dem Flurflunk – doch natürlich laut genug, um das Getratsche über seine Person spürbar wahrzunehmen. Schnell übermannt den „Aufsteiger“ das Gefühl, sich mit der Chefrolle keinen Gefallen getan zu haben, kämpft er doch jetzt täglich mit vier ganz typischen Herausforderungen als aus dem Team entsprungener „Neuer Chef“. Statt seinen Aufstieg zu genießen, kreisen zig Gedanken darum, wie er es schafft …
1. eine klare Chefrolle auszuüben
„Auch wenn es 10 Minuten Eurer knappen Zeit bedeutet, würde ich gern ein morgendliches Stand-Up-Meeting einführen, um zu besprechen, was ansteht.“
Verunsichert, ob das Schlüpfen in die Vorgesetztenrolle richtig war, fällt es dem „Aufsteiger“ schwer, sich gegenüber seinen Mitarbeitern durchzusetzen und neue Ideen (auch gegen den mangelnden Veränderungswillen des Teams) zu verwirklichen.
2. Aufgaben auf andere Schultern zu verteilen
„Du bist Ober-Unterkante heute eingedeckt, Jürgen …ok, ja, lass mal, ich schau, wie ich das gestemmt krieg.“
Da er weiß, unter wie viel Druck die Kollegen stehen, traut er sich nicht, ihnen Aufgaben on top zu geben. Somit delegiert er erst systematisch Aufgaben, wenn er auch durch Wochenendarbeit nicht alles schafft, was für die Führung nötig ist.
3. den Blick über den Tellerrand zu wagen
„Ach irgendwie habt Ihr ja recht, die Zusammenarbeit mit Abteilung X läuft zwar manchmal sperrig, aber funktioniert dann ja doch. Könnte zwar effektiver sein, aber ich versteh natürlich, dass das für jeden von uns Aufwand bedeuten würde.“
Oft ist die Verbundenheit mit der alten Abteilung noch so eng, dass eine gewisse Betriebsblindheit besteht. Dadurch fehlt dem „Aufsteiger“ das nötige Quäntchen Mut, Konzepte umzusetzen, die auf potenzielle Gegenwehr der anderen stoßen könnten.
4. sich vom Insiderwissen zu lösen
„Ich weiß genau, was Ihr meint, da ist echt nichts zu machen.“
Das Vorwissen aus der Zeit als der „Aufsteiger“ noch einer der Kollegen war, kann sich ungünstig auswirken, weil er versäumt, nach neuen Perspektiven zu suchen.
Das Gute: Diese vier Führungschallenges lassen sich bewältigen, das Gedankenkarussel des Zweifelns am neuen Posten stoppen – und zwar durch: reden, reden, reden:
- Mit den ehemaligen Kollegen, indem offen neuen Aufgaben angesprochen und abgegeben werden,
- In Einzelgesprächen mit den Mitarbeitern – so können neue Sichtweisen gewonnen werden und man lernt sich in der neuen Rolle zu etablieren,
- Mit damaligen Mitbewerbern um die Chefrolle, wie man in der jetzigen Konstellation konstruktiv zusammenarbeiten kann,
- Mit Vorgesetzten über die Anforderungen – hilft bei der Findung der neuen Rolle, in der dann klar gezeigt und gesagt werden kann, was bleibt, was sich verändert und wo der Weg hinführen wird.
Durch aktives Kommunizieren mit alle Schnittstellen-Personen, lösen sich die Zweifel des Aufsteigers wie von selbst, da alle in einem Boot sitzen und gemeinsam als Team anvisierte Ziele angehen können.
Kein Auf-, sondern Seiteneinsteiger und Chef in einer neuen Firma geworden? Im nächsten Teil der Artikelserie „Die 4 größten Chef-Challenges als …“ geht es um Herausforderungen, die ein „Seiteneinsteiger“ zu stemmen hat.
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